Jeden Sonntag überlege ich mir, worüber ich dir heute schreibe. Meist ist es etwas, dass diese Woche besonders präsent war. Dieses Mal werde ich einfach von ein paar meiner aktuellen Kommunikationen erzählen.

Vor 2 Wochen habe ich ein Pony darauf vorbereitet, dass es in zwei Tagen eingeschläfert wird. Er war in Frieden damit, dass sein Leben enden wird und spürte, wie schwer den Menschen diese Entscheidung gefallen war. Zu Beginn des Gesprächs war er sehr deprimiert, weil sein Leben für ihn sinnlos geworden war und weil er den Zugang zu seinen Erinnerungen verloren hatte. Sein Mensch erzählte dann, was er als Therapiepony alles erreicht hat, wie toll er mit den Kindern umgegangen ist und mit jeder Erzählung hat er sich mehr geöffnet und selbst erinnert. Er war wieder stolz auf sich und auf das, was er geleistet hat. Als wir ihn gefragt haben, was er sich noch wünscht, dann war es auch tatsächlich, dass sich alle wichtigen Personen in seinem Leben zusammenfinden und sein Leben Revue passieren lassen. Er wollte sich nochmal bewusst an all die schönen Erlebnisse erinnern, gemeinsam Lachen und auch Weinen. Der Abschied war bittersüß und seine letzten Atemzüge sehr friedlich.

An seinem letzten Tag ist er auch mit seinem Kumpel nochmal spazieren gewesen. Ihr Mensch hat die Zwei so geführt, wie sie früher die Kutsche gezogen haben. Das war für Beide ein ganz besonderes Erlebnis und hat sie so gefreut. Denn ich durfte eine Woche später mit diesem Freund noch einmal sprechen. Dieser war beim ersten Gespräch sehr traurig, hatte sich auch irgendwie selbst aufgegeben. Beim zweiten Gespräch jedoch habe ich wieder Lebensfreude in ihm gespürt. Die Erinnerungen haben auch ihm gut getan. Auch er war wieder stolz auf sich, fühlte sich wieder als wichtiger Teil der Gemeinschaft. Er konnte nun wieder nach vorne sehen und hat sich für die zwei noch vorhandenen Pferde geöffnet und zu dritt sind sie sogar ausgebrochen und hatten richtig viel Spaß und leckeres Mampf auf der Nachbarwiese! Wir haben ihn dann noch gefragt, was er sich wünscht und er liebt es, wenn mit ihm gesprochen wird. Er wünscht sich, dass wenn er z.B. geputzt wird, derjenige ihm erzählt, was er so in seinem Leben erlebt, was ihn bewegt. Er möchte „auf Reisen“ mitgenommen werden.

Dann habe ich diese Woche mit einer Meerschweinchendame gesprochen. Diese hat Zysten im Bauchraum und soll operiert werden. Ich konnte spüren, dass sie dadurch Schmerzen hatte, dass die Verdauung nicht richtig funktioniert und wie unglücklich sie darüber ist, dass es ihr nicht so gut geht und sie sich zurückzieht, statt Nähe zu suchen. Nachdem ich ihr erklärt habe, was der Tierarzt beim Ultraschall gefunden hat, war ihre erste Frage „Ok, und was machen wir jetzt dagegen?“ Ihr Mensch war etwas in Sorge, ob eine Operation die richtige Entscheidung war, aber für die Süße konnte es gar nicht schnell genug gehen, dass sie alles loswird, was da in ihrem Bauch nicht dahin gehört. Natürlich war sie etwas in Sorge, als ich ihr gezeigt habe, was passieren wird, aber ich habe ihr auch versichern können, dass sie wenig Schmerzen haben wird. Da sie sich das nicht so richtig vorstellen konnte, habe ich mit ihr meine Erinnerungen an eigene Operationen geteilt und sie war beruhigt. Wir haben auch über die Nachsorge und das spezielle Futter gesprochen, dass sie in den ersten Tagen zu Fressen bekommt. Dass es etwas ganz Besonderes ist und nur sie und nicht auch ihr Partner es bekommen wird, hat ihr sehr gut gefallen.
Auch ihren Partner konnten wir beruhigen, denn er macht sich sehr große Sorgen um sie und freut sich darauf, dass es ihr bald besser gehen wird.

Dann durfte ich noch mit 2 Pferden von 2 Klienten sprechen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen unglücklich in dem Stall sind, in dem sie jetzt stehen. Als ich ihren Menschen erklärt habe, wie sie sich fühlen und was sie stört, haben mir beide bestätigt, dass sie genau das schon vermutet haben. Ihr seht also, wir spüren oft sehr genau, was unsere Tiere beschäftigt.

Dieser kleine Ausschnitt zeigt, wieso ich meine Arbeit so liebe. Es ist so vielfältig und ich weiß vorher nicht, wohin die Reise gehen wird, sondern lasse mich von den Tieren leiten und geben ihren Wünschen und Gedanken eine Stimme. Ich helfe ihnen und ihren Menschen, Entscheidungen zu treffen, sie zu erklären und herauszufinden, wie sich alle damit wohl fühlen können.

Licht & Liebe für dich und deine Tiere
Tanja