Diese Woche möchte ich euch ein bisschen von meiner Ida erzählen und euch mitnehmen auf eine auch für mich spannende Reise und interessante Erkenntnisse. 
 
Sie ist eine ehemalige Vermehrerhündin, das bedeutet sie hat in einem Zwinger mit anderen Hunden gelebt und sie sollten Welpen bekommen. Hier musste man miteinander auskommen, aber auch sehen, dass man Zugang zu wichtigen Ressourcen hatte. 
Sie lebt jetzt seit fast 10 Monaten bei uns und hat sich ganz toll entwickelt!  Mir war aber aufgefallen, dass sie z.B. ein Spiel mit Maja sofort unterbricht, wenn wir uns bewegen oder etwas sagen. Ihr Fokus ist generell permanent auf uns, sie folgt uns überall und reagiert stark auf uns. Sie wirkt zwar nicht übermäßig gestresst, aber ich konnte spüren, dass diese Fixierung auf uns ihr auf eine gewisse Art Stress macht und sie nicht entspannt erkundet, was das Leben alles zu bieten hat. Ich wünsche mir für sie, dass sie an sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse denkt und nicht aus „Angst“ etwas zu verpassen immer ein Stück Aufmerksamkeit auf uns hat. 

 
Aber wie bringt man jemandem bei, seine Bedürfnisse an die erste Stelle zu setzen?!

Bisher kennt sie es nur, dass sie an sich selbst denken muss aus einem Gefühl der Angst heraus, dass nicht genug für sie übrigbleibt. Wenn ich ihr versichere, dass alle ihre Bedürfnisse erfüllt werden und sie sich keine Sorgen machen braucht, dann lenke ich den Fokus eher auf den Mangel. Sie kann es nicht verstehen und fühlen, da sie es bisher wenig erlebt hat. Es ist, wie wenn wir jemandem mit geringerem Selbstwertgefühl sagen, du bist es wert, glaub an dich, etc. Derjenige kann das nicht fühlen und verstehen. Hier braucht es Beispiele, Erlebnisse, an die angeknüpft werden kann. Sowohl vom Verhalten als auch von den Gefühlen.
 
Also habe ich angefangen ihr zu zeigen, wie sich das anfühlt, wenn man an sich selbst denkt und ihr Beispiele gegeben. Wenn ich z.B. ein Buch lese, es gerade sehr spannend ist und mein Mann mich ruft. Und ich dann sage, eine Minute noch, lass mich gerade diesen Absatz/Kapitel fertiglesen. Und nicht sofort aufspringe. Ihr auch Situationen zeige, wo ich früher vielleicht nicht an mich gedacht habe und wie sich das jetzt geändert hat. Sie mit mir zusammen hineinspüren lasse, wie es sich anfühlt, wenn man sicher ist, wenn alle Bedürfnisse erfüllt werden und wenn man Dingen nachgeht, die einem selbst Freude machen. Ich habe sie mit meinen Erlebnissen verbunden und ihr so einen neuen emotionalen Zustand nahegebracht.
 
Und tatsächlich verändert sich ihr Verhalten! Sie folgt mir nicht mehr überall hin, sondern legt sich auch schon mal zu Maja in das andere Körbchen unter der Treppe, obwohl wir beide oben sind. Sie schubst Maja nicht so rabiat weg, wenn es einen Becher auszulecken gibt, sondern wartet bis sie an der Reihe ist. Weil sie weiß, dass wir sie nicht vergessen, dass jeder seinen Teil bekommt. Sie spielen im Haus zusammen und Ida bricht nicht sofort ab, nur weil ich mich bewege. Sie liegt abends auch mal im Körbchen statt bei uns auf dem Sofa. Sie wird unabhängiger und selbstbewusster. Und das freut mich so sehr!
 
Ihr seht also, wir können unseren Tieren oftmals nicht einfach so sagen, was sie tun oder fühlen sollen. Wir müssen erkunden, was sie fühlen, warum sie etwas tun und uns dann überlegen, wie wir ihnen etwas Anderes vermitteln können. Wie das geht, liegt nicht immer sofort auf der Hand. Und auch bei meiner Ida war es mir nicht sofort klar. Aber ich bin froh, dass ich einen Weg gefunden habe und ich ihr helfen kann, ihre eigene Identität zu finden und entspannt das Leben zu genießen!
 
Licht & Liebe für dich und deine Tiere
Tanja

P.S.: Unten seht ihr ein Bild, wo auch Ida (links) ganz entspannt döst, während wir oben sogar im Flur rumgelaufen sind.